Quantenfelder und der Wunderheiler

Moderator: Moderatoren

Antworten
Benutzeravatar
DK9LB
Beiträge: 1764
Registriert: Mi 12 Mär, 2008 23:23
Wohnort: Langenberg
Kontaktdaten:

Quantenfelder und der Wunderheiler

Beitrag von DK9LB »

Ihr merkt, hier hat sich einiges aufgestaut an Informationen, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
War am Mittwoch dieser Woche zu einem Abend nach Lippstadt gefahren, bei dem es um Handystrahlung und Handymasten ging.
Eingeladen war ein Referent der sich mit 30 jähriger Erfahrung im Bereich Medizin und Biologie brüstet.
Naja er fing an und erzählte auch, dass eben von Handymasten nicht direkt Gefahr ausgeht. (Mir ist bisher auch keine Studie bekannt die diese belegt). Dieses scheint sich nun auch bei unseren Wunderheilern rumgesprochen zu haben.
Denn er erläuterte dieses damit, dass die Handymasten Sinuswellen aussenden und der Mensch ja auch Rechteckwellen gepolt wäre (kein scheiß- das habe ich mir nicht ausgedacht).
Deshalb würden die Handywellen keine Beeinflussung im messbaren Feld haben. Doch dann holte er tief Luft und fing mit seinem Quantenfeld an. Die Sinuswellen werden aber durch "Phänomene" in dem Quantenfeld zu Rechteckwellen und dann sind sie eben dem Menschen schädlich. Um so kleiner die Leistung einer Anlage um so schlimmer im Quantenfeld.
Wer etwas über dieses Sache nachdenkt und sich etwas mit E-Technik auskennt wird den Kopf schütteln.
Auf die Frage hin von mir, wie er denn dieses Quantenfeld misst bzw. wahrnimmt folgte die Antwort: " Er sei sensibel dafür und es gäbe Messgeräte und Methoden um dieses festzustellen". Weiter konnte und wollte er es nicht begründen.
Für ihn stand fest, dass es jede Menge Sachen gibt, Stromleitungen, Handymasten, die mit der normales Wissenschaft messbar sind, doch eben nicht nachweißlich für Krankheiten verantwortlich sind- nur eben im Quantenfeld.....da sind diese Sachen besonders schädlich.
Damit wollte er bezwecken, dass die Leute nichts gegen die Masten usw. tun können, sondern nur etwas für ihren Schutz. Nämlich eine 5-Mark große lila Plexiglasscheibe mit Schlüsselanhänger bei Ihm zu kaufen, der alle Quantenfelder im Haus aufhebt. Konkurrenzprodukte, wie sie eine Zuhörerin in Form von Wasserschläuchen in ihrem Wohnzimmer hat, wären natürlich nicht so gut wie seine Ultimative Lösung.
Denn er hätte mathematische Formeln in diese lila Plexiglasscheibe programmiert usw usw.

Leider war es wohl nicht das, was sich die Zuhörerinnen vorgestellt haben. So war ich hinterher ein gefragter Ansprechpartner in vielen Grüppchen- die sich nach dem Vortrag bildeten um ihnen einige Sachen zu erklären.

Falls jemand in seiner Nähe von solch einem Vortrag etwas mitbekommt- bitte melden. Ich möchte mir das gerne nochmal antun!

Denn so O-Tones wie: " Halten Sie mal den Internetanschluss oder den Antennenanschluss auf sich. Da werden Sie merken wie die Quantenfelder auf sie schießen wie eine Kanone- da hält es kein normaler Mensch länger als 10 min. aus" macht Spaß!
vy 73 de Henning DK9LB
Benutzeravatar
DL5RT
Beiträge: 114
Registriert: Do 13 Mär, 2008 16:43
Wohnort: Friedrichshafen

Beitrag von DL5RT »

Ah, Henning, ich glaube der Mann könnte Recht haben, hier eine einfache Erklärung der Grundlagen:

Die Quantenfeldtheorien sind Weiterentwicklungen der Quantenphysik über die Quantenmechanik hinaus. Die vorher existierenden Quantentheorien waren ihrem Aufbau nach Theorien für Systeme mit wenigen Teilchen. Um Systeme mit vielen Teilchen zu beschreiben ist zwar prinzipiell keine neue Theorie nötig, doch die Beschreibung von 1023 Teilchen in einem Festkörper ist mit den Methoden der Quantenmechanik ohne Näherungen aufgrund des hohen Rechenaufwands rein technisch unmöglich.

Ein Problem der relativistischen Quantenmechanik sind Lösungen der relativistischen Klein-Gordon-Gleichung und der Dirac-Gleichung mit negativer Energie. Dies würde es Teilchen erlauben, zu unendlicher negativer Energie abzusteigen, was in der Realität nicht beobachtet wird. In der Quantenmechanik löst man dieses Problem, indem man die entsprechenden Lösungen willkürlich als Entitäten mit positiver Energie interpretiert, die sich rückwärts in der Zeit bewegen; man überträgt also in der Wellenfunktion das negative Vorzeichen von der Energie auf die Zeit. Paul Dirac interpretierte diese Lösungen als Antiteilchen.

Ein fundamentales Problem der Quantenmechanik ist jedoch ihre Unfähigkeit, Systeme mit variierender Teilchenzahl zu beschreiben. Die ersten Versuche einer Quantisierung des elektromagnetischen Feldes zielten darauf ab, die Emission von Photonen durch ein Atom beschreiben zu können. Außerdem gibt es nach der relativistischen Klein-Gordon-Gleichung und der Dirac-Gleichung die oben erwähnten Antiteilchen-Lösungen. Bei ausreichender Energie ist es dann möglich, Teilchen-Antiteilchen-Paare zu erzeugen, was ein System mit konstanter Teilchenzahl unmöglich macht.

Zur Lösung dieser Probleme behandelt man das Objekt, das in der Quantenmechanik als Wellenfunktion eines Teilchens interpretiert wurde, als Quantenfeld. Das heißt, dass man es ähnlich behandelt, wie eine Observable der Quantenmechanik. Dies löst nicht nur die zuvor genannten Probleme, sondern beseitigt auch Inkonsistenzen der klassischen Elektrodynamik, wie sie z. B. in der Abraham-Lorentz-Gleichung auftreten. Außerdem erhält man Begründungen für das Pauli-Prinzip und das allgemeinere Spin-Statistik-Theorem.

Die Quantenfeldtheorien sind ursprünglich als relativistische Streutheorien entwickelt worden. In gebundenen Systemen sind die Teilchenenergien im Allgemeinen deutlich kleiner als die Massenenergien mc2. Daher ist es in solchen Fällen meist ausreichend genau, in der nichtrelativistischen Quantenmechanik mit der Störungstheorie zu arbeiten. Bei Kollisionen zwischen kleinen Teilchen können jedoch sehr viel höhere Energien auftreten, so dass relativistische Effekte berücksichtigt werden müssen.

Im folgenden Abschnitt wird erklärt, welche Schritte zur Entwicklung einer relativistischen Streutheorie nötig sind. Zunächst wird dazu die Lagrangedichte aufgestellt, dann werden die Felder quantisiert. Zuletzt wird mit den quantisierten Feldern eine Streutheorie beschrieben und ein dabei auftretendes Problem durch die Renormierung gelöst.

Der erste Schritt zu einer Quantenfeldtheorie besteht darin, Lagrangedichten für die Quantenfelder zu finden. Diese Lagrangedichten müssen als Euler-Lagrange-Gleichung die häufig zuvor bekannte Differentialgleichung für das Feld liefern. Das ist für ein Skalarfeld die Klein-Gordon-Gleichung, für ein Spinorfeld die Dirac-Gleichung und für das Photon die Maxwellgleichungen.

Im Folgenden wird immer 4er-(Raumzeit)-Vektoren-Schreibweise verwendet. Dabei werden die üblichen Kurzschreibweisen benutzt, nämlich die Kurzschreibweise für Differentiale \partial_{\mu} = \frac{\partial}{\partial x^{\mu}} und die Einsteinsche Summenkonvention, die besagt, dass über einen oben und einen unten stehenden Index automatisch (von 0 bis 3) summiert wird.
Lagrangedichten verschiedener Felder
Feld Feldgleichung Lagrangedichte
Skalar \phi\ (Spin = 0) (\square + m^2) \phi = 0 \mathcal{L} = (\partial_{\mu} \phi^{\dagger})(\partial^{\,\mu} \phi) - m^2 \phi^{\dagger} \phi
Spinor \psi\ (Spin = 1/2) (i \gamma^{\mu} \partial_{\mu} - m) \psi = 0 \mathcal{L} = \tfrac{i}{2} \left( \overline{\psi} \gamma^{\mu} (\partial_{\mu} \psi) - (\partial_{\mu} \overline{\psi}) \gamma^{\mu} \psi \right) - m \overline{\psi} \psi
Photon A^{\mu}\ (Spin 1) \partial_{\mu} F^{\mu\nu} = \square A^{\nu} - \partial^{\nu} (\partial_{\mu} A^{\mu}) = 0 \mathcal{L} = - \tfrac{1}{4} F_{\mu\nu} F^{\mu\nu} = - \tfrac{1}{2} (\partial_{\mu} A_{\nu})(\partial^{\mu} A^{\nu} - \partial^{\nu} A^{\mu})

Dabei bezeichnet γμ die Dirac-Matrizen. \overline{\psi} = \psi^{\dagger} \gamma^0 ist der sogenannte adjungierte Spinor. F_{\mu\nu} = \partial_{\mu} A_{\nu} - \partial_{\nu} A_{\mu} sind die Komponenten des Feldstärketensors. Dabei wurden hier die Maxwellgleichungen in kovarianter Formulierung ohne die Quellenterme (Ladungs- und Stromdichte) angegeben.

Die oben aufgeführten Lagrangedichten beschreiben freie Felder, die nicht wechselwirken. Sie ergeben nämlich die Bewegungsgleichungen für freie Felder. Für Wechselwirkungen der Felder untereinander müssen den Lagrangedichten zusätzliche Terme hinzugefügt werden. Dabei ist auf folgende Punkte zu achten:

1. Die hinzugefügten Terme müssen alle Skalar sein. Das bedeutet, dass sie invariant unter Poincaré-Transformationen sind.
2. Die hinzugefügten Terme müssen die Dimension (Länge)-4 haben, da die Lagrangedichte in der skalaren Wirkung (englisch Action) über die Raumzeit integriert wird. Dies lässt sich gegebenenfalls durch einen konstanten Faktor mit passender Dimension erreichen. Solche Faktoren nennt man Kopplungskonstanten.
3. Bei Wechselwirkungen von Eichfeldern wie dem Photon mit anderen Feldern muss die Lagrangedichte eichkovariant sein. Das heißt, die Form der Lagrangedichte unter Eichtransformationen darf sich nicht ändern.

Erlaubte Terme sind zum Beispiel y (\overline{\psi}\psi)^n(\phi^{\dagger}\phi)^m mit m und n aus den natürlichen Zahlen mit Null. Dabei ist y die Kopplungskonstante. Wechselwirkungen mit dem Photon werden meist durch die kovariante Ableitung (\partial_{\mu} \rightarrow \partial_{\mu} + i e A_{\mu}) in der Lagrangedichte für das freie Feld realisiert. Dabei ist e die Kopplungskonstante, die in diesem Fall der elektrischen Ladung entspricht.
Benutzeravatar
DK9LB
Beiträge: 1764
Registriert: Mi 12 Mär, 2008 23:23
Wohnort: Langenberg
Kontaktdaten:

Beitrag von DK9LB »

Hallo Robert,

ja solche Ausführungen habe ich auch schon viele gelesen. Wenn er mir mal mit seinen DIRACstößen oder sonst was gekommen wäre. Doch er war froh, dass er kein Physiker ist und hatte von dieser ganzen Sache auch keinen Plan............nur er merkt es eben, dass er keine Kosmische Verbindung mehr hat, weil sich über sein Haus eine Elektroglocke gelegt hat bla bla bla.

Und als er dann sein Wundermittel auspackte, dann hätte ich mich fast an der Sprite verschluckt und fast in die Hose gemacht
vy 73 de Henning DK9LB
Benutzeravatar
Dl1oli
Beiträge: 127
Registriert: Do 25 Jun, 2009 09:21
Wohnort: Lippetal
Kontaktdaten:

Beitrag von Dl1oli »

Hi,

oh ja wenn sowas ist komme ich auch gerne. Mit Strickpulli und Sandalen und selbstgestrickten Socken.

Oli
Benutzeravatar
DG8YGZ
Beiträge: 413
Registriert: Fr 14 Mär, 2008 22:06
Wohnort: Bielefeld
Kontaktdaten:

Beitrag von DG8YGZ »

selbstgestrickten Socken.
ist das dann Quanten-Physik ??
Benutzeravatar
Dl1oli
Beiträge: 127
Registriert: Do 25 Jun, 2009 09:21
Wohnort: Lippetal
Kontaktdaten:

Beitrag von Dl1oli »

Hallo,

ja genau "Quantenmechanik"

Oli
Antworten